Bio

Acht Jahre hat es gedauert, dass mit „Zur Lage der Passion“ das vierte Album von Kopfhörer erscheint. Geplant war das so nicht. Aber in den vergangenen acht Jahren ist einiges passiert.

Die erste Dekade im Berufsleben hat seine Spuren ebenso hinterlassen wie eine inzwischen scheinbar völlig verrückt spielende Gesellschaft in politisch unruhigen Zeiten. Die digitalen Medien machen alles nur noch schlimmer – so scheint es. In Zeiten von Fakenews, postfaktischen Diskussionen und Bubble-Kommunikation fällt es schwer, den Überblick zu wahren, die eigenen Werte sortiert zu bekommen und sich dennoch nicht den Spaß verderben zu lassen. Rap dreht sich im Grab um? Trotzdem kein Grund stehen zu bleiben und sich dem Bad Lieutenant zu ergeben…

Backspin: Kennen gelernt haben sich André und Pete 2000 auf einer Party im hessischen Limburg. Bereits ein Jahr später veröffentlichten sie mit ihrer neunköpfigen DGS-Crew in Eigenregie das Tape „Statusbericht“. Als sich die DGS-Crew in alle Himmelsrichtungen zerstreute, war schnell klar, dass André und Pete weiter gemeinsam Musik machen würden. 2001 erschien die gemeinsame Vinyl-LP „Seitensprung“, auf der sie die besten Stücke ihrer jeweiligen Solo-Alben (Pete „comPETEtion + therapie“, Jack Junk Dean „The unknown stuntman“) präsentierten.

Das Kölner Label Al Dente Recordz wurde auf die beiden aufmerksam und nahm die beiden unter Vertrag. Mit DJ D-Sign war Kopfhörer komplett. Mit der Single „UnterDruck/America“ und dem Album „Ultraschall“ (2003) gelang der Band ein Achtungserfolg, der sich in einer Deutschland-Tour mit der befreundeten Microphone Mafia aus Köln“, zahlreichen positiven Rezensionen (unter anderem JUICE, Backspin, Hiphop.de, Rap.de, allesreal.de) und Radio-Auftritten und -Plays niederschlug. Das Low-Budget-Video „Bodychekk“ sammelte im Netz jede Menge Klicks. Engagements bei „Sound of Frankfurt“, im Thalia Theater Hamburg und zahlreichen anderen Jams und kleineren Festivals folgten.

Als es 2004 und 2005 etwas ruhiger um Kopfhörer wurde, brachte sich Pete mit seinem Internet-Projekt „Justyn Tyme“ nicht nur national, sondern auch international ins Gespräch: Der Song „Wir haben Du-Ri Cha“ (ein Bootleg der Snoop Dogg-Nummer „Drop it like it’s hot“) wurde 2005 dank der Rückkehr von Eintracht Frankfurt in die Fußball-Bundesliga zeitweise zum Most-Wanted-Song in Südkorea und erhielt unter anderem durch RTL, NBC Giga, HR3, DW-TV oder die Internetseite der Stadt Frankfurt weltweite Promotion.

2006 starteten Kopfhörer wieder mit ambitionierter Musik durch. André hatte das komplette Album „Zwischen den Stühlen“ in seinem Studio produziert. Und nach dem Rückzug von DJ D-Sign hatten sich die beiden die alten Weggefährten von den Fader Fetischisten (cl-audio und GianHooka aus Herborn) ins Boot geholt, die vielen Songs mit ihren Cuts den letzten Schliff verliehen.

2007 veröffentlichte Pete die „5-Chancen-EP“, die nicht nur bei Fußballfans Aufmerksamkeit erregte. Die CD enthielt neben einem Kopfhörer-Remix einen kleinen Vorgeschmack auf verschiedene Seitenprojekte wie „Angry“, dessen Album „Jetzt“ 2011 erschien. 2010 gab es vier neue Kopfhörer-Stücke auf der EP „Klinkenputzen.

2014 ging es in die „Ü30 Disco“ – nachdem André, Pete, Gianni und Claudio ihre Studien abgeschlossen , sich Jobs gesucht und Familien gegründet hatten. Was man so macht, wenn man die Jugend hinter sich lässt und erwachsen wird. 30 war das neue 20 – das weiß nicht nur Jay-Z. Doch das war– erst mal – nicht so wichtig. Wichtig war: Wo geht es jetzt hin?

Diese und viele andere Fragen sind auch noch 2022 aktuell. Zeit also für eine Ansage „Zur Lage der Passion“. Nichts ist mehr sicher: Haben Kopfhörer noch Lust auf Rap? Bock auf Beats bauen, Platten kratzen und Reime schreiben? Darauf, es sich noch einmal zu beweisen nach einer Zeit, in der die Musik nicht im Fokus stand. Und in der statt des Mics der Schreibtisch gerockt wurde.

Christian Berg (Allesreal.de)/ Pete

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